Was ist das, welche Bedeutung hat sie?
Lt. Lexikon: “Tradition (allgemein): Überlieferung, Herkommen, Brauch, Gewohnheit, insbes. Weitervermittlung von für wertvoll gehaltenem Kulturgut, von moral. Prinzipien.”
Diese Ausführungen bringen besonderes uns Schützen zum Grübeln. In den Traditions – Schützengemeinschaften sind wir bemüht, die Tradition des Deutschen Schützenwesens zu pflegen, aber was bedeutet das für uns wirklich? Ist Tradition einfach eine geschichtliche Feststellung oder ist es eine Last, unter der der Mensch leidet?
Tradition muss für uns etwas Lebendiges sein, etwas das in uns fortlebt. Traditionpflege darf sich nicht erschöpfen, etwas, das früher eine wichtige Bedeutung hatte, krampfhaft in die heutige Zeit hinüber zu retten. Man kann nicht einfach etwas, das früher notwendig und üblich war, das die damalige Zeit mit ihren damaligen Menschen beeinflusst hat, am Brennen halten. Es wird verglühen und nur Asche übrig bleiben.
Im Mittelalter gründeten sich zum Schutz der Städte und zur Hilfe der in diesen Städten wohnenden Bevölkerung die Schützengemeinschaften. Sie nannten sich Vereine, Gilden, Zünfte, Gesellschaften oder Bruderschaften. Oft entwickelten sie sich aus religiösen oder handwerklichen Bünden. Sich allein auf das zu besinnen, was sich vor Jahrhunderten aus der Geschichte und Not heraus entwickelte, reicht zur Pflege der Tradition nicht aus. Dieses nur konservative Denken würde schnell in eine Sackgasse führen. Wenn Traditionen heute noch gepflegt werden sollen, müssen der allseits sichtbare Wandel in der in der Geschichte und die Möglichkeiten bis in die Gegenwart berücksichtigt werden.
Wir Schützen dürfen stolz sein auf unsere Tradition, auf das, was unsere Vorfahren geschafft und geleistet haben. Die haben zum Wohle der damaligen Generationen gewirkt und das Zusammenleben gefördert. Sie haben das Benutzen von Waffen, sei es die Steinschleuder, die Armbrust oder Muskete, über die Verteidigung und Jagt bis zum Sportgerät weiter entwickelt.
Eine Jahrhunderte alte Tradition hat aber nur Sinn, wenn wir uns auch dem Wandel anpassen und die Zukunft mitgestalten. Dann bekommt die gelebte Tradition nicht nur konservative, sondern weiterhin traditionsbewusst unsere Aufgabe in der Gesellschaft und im Sport zu erfüllen.
Der Wille zum Bewahren und Erhalten, aber auch zum Gestalten der Zukunft kommt in dem Zitat “Altes erhalten – Neues gestalten” das wir auf vielen Schützenfahnen finden, zum Ausdruck. Nur wenn wir dieses beherzigen, kann auch in der heutigen, einer sehr jetzt bezogenen Zeit, die Traditionpflege mitreißend sein. Tradition wird dann auch nicht dahingehend verkannt, dass sie da ist, um sich darauf auszuruhen.
Es hat kaum eine Organisation im Laufe der Jahrhunderte so gewandelt, wie die der Schützen. Doch nur was sich wandelt, das lebt auch. Nur durch den Wandel war es möglich, heute noch die bestehenden und immer wieder neu gegründeten Schützenvereinigungen in der Tradition zu erhalten. Das Motto “Altes erhalten – Neues gestalten” ist für uns Schützen von außerordentlicher Bedeutung. es beinhaltet, das Alte, das Hergebrachte, sowie es geht zu erhalten, gleichzeitig aber fest im Heute zu stehen und das Neue, die Zukunft, mitzugestalten.
von Walter Benthin
1990 – 1998 Rückblick Schützenverein Plate 1990 e.V.